Gruß vom Kordigast: Auf der alten Postkarte ist das Gedenkkreuz zu sehen. Foto: Repro: Andreas Motschmann

Die ersten Spielgeräte und Hütten stehen bereits für den künftigen Keltenspielplatz auf dem Kordigast, einem eindruckvollen Berg auf 537 Meter Höhe zwischen Weismain und Altenkunstadt.

Erste Spuren der Kelten lassen sich im fünften Jahrhundert vor Christus auf dem Großen Kordigast registrieren. Keramikfragmente und Grabhügel aus dieser Zeit verweisen auf ein politisches Zentrum, dessen Einfluss damals in einem Umkreis von fünf bis zehn Kilometer von Bedeutung war. Ein nur noch in geringen Resten erhaltener Randwall hat früher die ganze Hochfläche umschlossen.

Dieser Kordigast-Wall ist die Ruine einer geschichteten Steinmauer, die gestützt wurde durch senkrechte, hölzerne Pfosten und horizontal anbindende Anker. Ein Tor, wie auf dem Staffelberg wurde bisher nicht nachgewiesen. Es dürfte sich aber nach Meinung der Archäologen im Süden der Westflanke befunden haben. Ursache der keltischen Abwanderung war vermutlich das Eindringen von Germanen, die nach einem Klimawandel Nordeuropa verlassen hatten.

Man unterscheidet den Großen und den Kleinen Kordigast, beide sind durch einen Sattel voneinander getrennt. Auch ranken sich um die beiden Bergteile Sagen und Geschichten. Die Sage von der Steinernen Hochzeit ist in verschiedenen Versionen im Landkreis vorhanden. Eine Fassung berichtet davon am Dornig bei Staffelstein. Eine weitere Sage schildert die Entstehung der markanten Felsformation „Steinerne Hochzeit“ am Kleinen Kordigast mit fast identischem Text. Ein Brautzug kommt nicht rechtzeitig zum Mittagessen und so verwünscht die Köchin die Gesellschaft. Danach findet man das Brautpaar und ihre Verwandten in einer Steinformation in der Nähe. Heute zeugt von der Sage noch der Berggasthof „Steinerne Hochzeit“, der dort seit 1870 steht und vorher ein Schafstall war.

Versteinerungssagen

Es gibt zahlreiche Versteinerungssagen im deutschsprachigen Raum. Ob in Norddeutschland oder im Süden, ob in Österreich oder in der Schweiz. In all diesen Volkssagen wird einer markanten Felsformation eine Geschichte hinzugefügt und somit erklärt, warum der Fels oder die Felsengruppe diesen besonderen Namen bekommen hat. Eine etwas andere „Versteinerungswandersage“ gibt es im Berner Oberland in der Schweiz. Da sind es sieben Hengste, die versteinert wurden, weil ihr Herr über die Äcker der Bauern galoppiert und alles zertrampelt hat. Da Volkssagen auch Wandersagen sind, wurden diese von Ort zu Ort weiter erzählt und so finden wir sie auch in mehreren Varianten am Obermain.

Ebenso ist der Große Kordigast ein Sagenort. Hier findet sich die Wandersage vom Fisch im Berg, die auch am Staffelberg und auf der Ehrenbürg bei Forchheim bekannt ist. Man sagt dem Kordigast auch nach, dass er Begräbnis- und Opferstätte war.

Der Bergbau spielte auf dem Kordigast zwischen 1718 und 1938 immer wieder eine wichtige Rolle. Höhepunkt war die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als ein „Eisen-Boom“ im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbau am Obermain zu beobachten war. Halde und Stollen der ehemaligen Zeche „Concordia“ im Wald nordwestlich des Kleinen Kordigastes sowie im Grubenfeld „Maximilian“ im Wald nördlich des Großen Kordigastes erinnerten daran. Allerdings sind auf dem Berg keine Zwergengeschichten bekannt, die oft mit Bergbauorten in Verbindung gebracht werden.

Auf dem Großen Kordigast sind dafür zwei Geschichten angesiedelt, welche die Ursache für das Kreuz auf dem Gipfel erklären. In der ersten Erzählung wollte ein Schäfer mit seiner Herde bei Nacht und Nebel nach Hause und kam ohne es zu wissen, zum Kordigast. Das Heulen des Hundes machte ihn aufmerksam, dass etwas nicht richtig sei. Er blieb nachts mit der Schafherde auf dem Bergplateau, und am Morgen sah er erst, dass er samt seinen Tieren in die Tiefe gestürzt wäre, wenn er weiter gezogen wäre.

In einer weiteren bekannten Geschichte, die sich vielleicht in einer nebeligen Novembernacht ereignete, wird vom Fuhrnickel berichtet. Der Kutscher war oft auf dem alten Weg zu Füßen des Kordigasts unterwegs. Ab und zu gönnte er sich ein Nickerchen auf dem Kutschenbock, denn seine Pferde wussten selbst den Weg. In einer Nebelnacht war es wieder so weit. Diesmal hatten die Pferde den gewohnten Weg verlassen und führten ihren Herrn bis an den Steilabhang des Bergplateaus. Die Tiere blieben aber am Rande das Abgrundes stehen und bewahrten den Fuhrnickel vor dem Tode. Als der Mann erwachte, erkannte er die Gefahr, brachte sein Fuhrwerk in Sicherheit und gelobte, an dieser Stelle ein Kreuz zu errichten. Wie die Überlieferung kündet, wurde die Säule mit einem 16-spännigen Fuhrwerk auf den Kordigast transportiert und auf einem Sockel errichtet. Der Fuhrnickel ließ ein eisernes vergoldetes Kreuz anfertigen und damit krönte er sein Denkmal. So lange er lebte, verbrachte er den Jahrtag auf dem Kordigast.

Neben den Geschichten wurde seit dem 19. Jahrhundert von großen Festen auf dem Kordigast berichtet. Ein Dankfest wurde am 23. Juli 1848 zum Revolutionsjahr gefeiert. Am 18. Oktober 1863 wurde auf dem „Korches“ der 50. Jahrestag des Sieges über Napoleon in der „Völkerschlacht von Leipzig“ begangen.

Der Kordigast und seine Gedichte

Der „Sänger vom Kordigast“, Franz Josef Ahles aus Burkheim, widmete anfangs des 20. Jahrhundert seinem Hausberg Gedichte. Auf einer Postkarte von 1920 steht: „Will dein Auge Schönheit trinken, suchst du Ruhe nach der Hast, nimm den Stab zur Hand und wandre frohgemut zum Cordigast.“ In einem anderen Gedicht lautet die erste Zeile: „Mein Kordigast, dich will ich grüßen.“ Der Heimatdichter und Besenbinder verstarb vor 80 Jahren.

Im 21. Jahrhundert feiern noch die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Altenkunstadt und Burgkunstadt ihren Himmelfahrtstag mit einem Feldgottesdienst auf dem Berg. Außerdem ist der Sagenort ein bevorzugtes Ausflugsziel. Dabei schätzen die Wanderer, dass der „Korches“ im Vergleich zum Staffelberg noch nicht so überlaufen ist. Dies könnte sich aber durch den künftigen Keltenspielplatz bald ändern.

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Der „Sänger vom Kordigast“, Franz Josef Ahles aus Burkheim widmete seinem Berg ein Gedicht.

Foto: Repro: Andreas Motschmann

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